"Feststehen“

veröffentlicht in Monatsbrief

Am 31.10. wollen wir uns gemeinsam wieder mal an eine der wesentlichen Errungenschaften für uns evangelische Christen erinnern – an die Reformation vor 505 Jahren. Einer der Kernwerte der Reformation war und ist das „sola scriptura – allein die Schrift“. Damit war gemeint, dass allein die Schrift für Glauben und Leben als Maßstab gelten sollte im Unterschied zu allen anderen menschlichen Meinungen, Konzil- und Papstbeschlüssen. Heute müsste man hinzufügen „im Unterschied zu allen Äußerungen des Zeitgeistes und der dadurch angestoßenen kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen.“

Neulich hatten wir als Leiter der Relatinalmissiongemeinden in Deutschland ein Treffen mit Maurice, in dem er uns allen anhand von Epheser 6:10+11 ans Herz legte festzustehen. Er sagte uns, dass wir fest stehen sollten auf dem Wort Gottes und den Bekenntnissen der alten Kirche.

Er erinnerte daran, dass die Waffenrüstung Gottes mit ihren sechs Teilen nur eine (Verteidigungs-) Waffe hat: das Schwert des Geistes, das Wort Gottes. Wenn wir erlauben, dass diese Waffe stumpf wird, dann geben wir unsere Fähigkeit auf uns zu verteidigen. Nun stellt sich die Frage: Ist diese Waffe in unseren Händen scharf oder stumpf?

Wie sehr beschäftigen wir uns selbst mit dem Wort Gottes, dessen Verfügbarmachung für alle Menschen eine direkte Auswirkung der Reformation war?

Denn in der Reformation wurden auch Anstrengungen unternommen, dass Schulen eingerichtet wurden, damit die Menschen lesen und schreiben lernen konnten, um das alles entscheidende Wort Gottes selbst lesen und hören zu können.
Wenn Maurice uns auffordert im Wort und in den Bekenntnissen fest zu stehen, was bedeutet das für uns als Regiogemeinde?
Wie viel Zeit geben wir dem Wort Gottes, Glauben und Leben zu bestimmen?
Wir haben im Gottesdienst vom 04.09. über Jüngerschaft gesprochen und darüber, dass es Aufgabe der Jünger ist, alles, was Jesus uns anvertraut hat in Seinem Wort, zu bewahren, in dem Sinne, dass wir es in seiner gesamthaften Gültigkeit bewahren.

Jeder von uns hat täglich 24 Stunden zur Verfügung. Wie viel dieser Zeit verbringen wir im Wort Gottes?

Wie viel davon lassen wir uns durch Internet, Rundfunk, Fernsehen, Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Arbeit, Schule, Studium, Freunde, Familie prägen? Denn alles, was wir aufnehmen, prägt uns in der einen oder anderen Weise.

Wenn wir über Jüngerschaft reden, dann reden wir zunächst einmal über Jüngerschaft in der Gemeinde. Wem hören wir in der Gemeinde zu?

Oder hören wir überhaupt in der Gemeinde jemandem zu? Sind wir vielleicht nur noch in den youtubechanneln aller möglichen Lehrer unterwegs?

10 Schließlich: Werdet stark im Herrn und in der Macht seiner Stärke! 11 Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr gegen die Listen des Teufels bestehen könnt!“
(Eph. 10+11)

Als Älteste dieser Gemeinde wollen wir sowohl den Auftrag Jesu, den Er uns im Missionsbefehl gegeben hat, als auch die Ermahnung von Maurice, den uns Jesus als apostolischen Leiter gegeben hat, ernst nehmen.

Wir wollen, soweit es an uns liegt, sicher stellen, dass wir alle gemeinsam feststehen auf dem Wort Gottes.

Wie können wir das besser tun in einer Zeit, in der wir als örtliche Leiter in einem immer größer werdenden Konkurrenzkampf mit den lauten Stimmen des Internets stehen?

Wie können wir das tun in einer Zeit, in der wir scheinbar mit einer immer kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspanne der Zuhörer in den Gottesdiensten kämpfen und in der wir gegen die spezialeffektüberladene Unterhaltungsindustrie antreten?

Wie können wir das, wenn allerorten die biblischen Werte aufgegeben oder aber so verfremdet werden, dass sie kaum noch als solche erkannt werden können?

Wie können wir feststehen, selbst wenn wir zunehmend in den öffentlichen Blickpunkt geraten, wenn wir an den biblischen Werten festhalten entgegen dem Zeitgeist und den von ihm beeinflussten Gesetzen?

Da gab ich sie dahin in die Verstocktheit ihres Herzens. Sie wandelten nach ihren Ratschlägen.“
(Ps 81:13)

Psalm 81 ist ein Psalm, den der Lobpreisleiter Asaph geschrieben hat. Asaph wurde von David eingesetzt und hat sehr wahrscheinlich auch noch in der Zeit seines Sohnes Salomo gedient.

Salomos Regierungszeit war gekennzeichnet von einem unglaublichen Aufstieg, einer Ausdehnung des Reiches Israel über seine Grenzen hinaus, mit vielen Vasallen und Bündnissen in die ganze damalige Welt. Das Ergebnis: Es wurde zur Handelsdrehscheibe im Nahen Osten und unermesslicher Reichtum häufte sich an. Dies war der menschlich klugen Politik Salomos geschuldet. Aber diese Politik führte zum Niedergang dieses lokalen Großreiches nach Salomos Tod. Was war die Ursache? Salomos unglaubliche Vielweiberei und die damit verbundene Vielgötterei. Denn jede seiner Frauen, durch die er sich mit ausländischen Herrschern verband, brachte ihren Gott mit, dem auch Salomo diente.

Salomos Bündnis- und Multikultipolitik machte sein Reich groß - und brachte es auch zu Fall. Denn der Gott Israels, der Gott der Bibel, ließ es Salomo nicht durchgehen, dass dieser durch sein Verhalten das Volk zum Götzendienst verführte und Gottes universalen Anspruch auf Sein Volk und die Welt negiert wurde.

Asaphs Psalm hat 4 Teile:

V2-8: Die Aufforderung Gott zu loben und anzubeten, und warum man dies tun soll.

V.9-11: Ermahnung bei Ihm, dem Gott ihrer Befreiung und ihres Heils zu bleiben.

V.12-13: Die Feststellung, dass das Volk sich nicht ermahnen ließ und Gott sie dahin gegeben hat in ihre eigene Entscheidung. [vgl. Römer 1)

V.14-17: Gottes Sehnsucht danach, dass es umkehrte und Er es mit Seinem ganzen ewigen Reichtum segnen könnte.

Gott hatte sie also in die Verstocktheit ihres Herzens dahingegeben und sie mussten nach ihrem eigenen Rat leben und die Konsequenzen kamen dann über alle - auch über die Frommen.

Asaph verfasst den Psalm möglicherweise in dieser Zeit und lässt ihn im Gottesdienst singen, um das Volk, das noch in den Gottesdienst geht, an Gottes Anspruch und Absicht zu erinnern.

Asaph bleibt standhaft bei seinem Gott und dessen Wort, auch wenn der Mainstream sich davon abgewandt hat, auch wenn die dunklen Wolken am geistlichen Horizont schon heraufziehen.

Wer die Entwicklungen der letzten Jahre anschaut, der stellt fest, wie sich das "Dahingegebensein in den eigenen Rat" auch bei uns immer katastrophaler auswirkt.

Die Situation, in der sich die westliche Welt befindet, ist nicht durch den Ukraine-Krieg entstanden. Der Ukraine-Krieg hat das Fass, das sich gefüllt hatte, nur zum Überlaufen gebracht.

Was ist die Antwort auf diese Krise, in der sich unsere Welt befindet?

Es ist dieselbe wie die, die wir auch in unserem Psalm sehen und die sich in der Geschichte Israels immer wieder findet.

Umkehr zum Gott der Bibel!

Unterordnung unter Seinen Anspruch, der allein wahre und lebendige Gott zu sein und unter Seinen Willen, der sich in Seiner Selbstoffenbarung als einzig wahren Erlöser zeigt.

Maurice verglich in seiner Botschaft die Situation der westlichen Welt mit dem Verhalten des jüngeren Bruders im Gleichnis vom verlorenen Sohn. Die westliche Welt hat Gott für tot erklärt und sich von Ihm abgewandt. Der Westen wird lernen, was es heißt, den Gott der Bibel zu verlassen und im Elend zu landen.

Was ist die Aufgabe von uns Christen?

Maurice sagte, dass wir die Rolle des Vaters haben, der da, wo ihn der Sohn verlassen hatte, wartete bis der Sohn zurückkam. Wenn wir den Platz verlassen und dem Sohn hinterherlaufen, dann wird er keinen Ort haben, wohin er zurückkommen kann. Unsere Aufgabe ist es also festzustehen auf dem Wort Gottes und den Bekenntnissen der alten Kirche und nicht dem Zeitgeist hinterherzulaufen, dem Mainstream, der Versuchung zu sein wie alle anderen.

 
Foto von life._.kor: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-strand-wald-see-13504670/