Die goldene Regel
veröffentlicht in Sonntagsblog
Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten. Matthäus 7,12
Wie sehr regen wir uns über Leute auf, die „Wasser predigen und Wein trinken“. Die also den Menschen sagen, womit sie sich begnügen sollen, worauf sie verzichten sollen, aber selbst nicht so leben.In Amerika gibt es republikanische Gouverneure, die Flüchtlinge von der Grenze im Süden in nördlichere, demokratisch regierte Bundesstaaten befördern lassen. Warum? Damit die auch von der Politik profitieren, die sie lautstark fordern, die Politik der Open Borders. Auch bei uns gibt es genügend Politiker, die in diese Kategorie fallen. Und genau wie über dem Atlantik wird auch bei uns von denen, die diese Politik fordern, verlangt, dass sie auch bereit sind dies im Privaten mit ihrem eigenen Beitrag zu unterstützen.
Und wie wir uns denken können, wollen das die wenigsten; und wir sind empört – zu Recht.
Aber das ist nur der große sehr kontrastreiche Spiegel, den uns allen die Gesellschaft vorhält, der uns fragt: Und was ist mit dir?
Denn eines ist klar: Wir werden immer an unseren eigenen Ansprüchen gemessen. Leben wir ihnen entsprechend?
Oder gehören wir auch zu denen, die „Wasser predigen und Wein trinken“? Es ist leichter, so sagt es Jesus, den Splitter im Auge des anderen zu sehen als den eigenen Balken. Es ist leichter beim anderen zu sehen, was er falsch macht, wo er versagt hat und wo er nicht so gelebt hat, wie man das als Christ sollte.
Aber es ist sehr schwer bei sich anzufangen, sein Versagen zu sehen, seine eigene Unvollkommenheit und der Bedürftigkeit der Hilfe oder Ergänzung der anderen.
Unser Vers macht eines deutlich: Bevor du von anderen etwas erwartest, mach es selbst, versuch es selbst zu leben. Schon allein dabei wird uns auffallen, dass manches zwar gut gemeint ist, aber nicht gut machbar ist. Wie man das in unseren Nachrichten jeden Tag sehen kann. Fantastische Forderungen werden aus reiner gegenseitiger Zahlenüberbieterei erhoben. Aber dann werden diese Luftschlösser schnell auf den Boden geholt, wenn ihnen die Luft aus Wolkenkukucksheim durch nüchterne Nachrechnerei abgelassen wird.
„Alles was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut ihr ihnen.“ In welch einer Welt würden wir leben, wenn diese Anweisung Jesu wirklich umgesetzt würde?
„Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.“
(2..Petr. 3:13)
Keiner würde lügen, ehebrechen, stehlen, töten, sich am anderen bereichern, dem andern Gewalt antun wollen usw. Wir hätten eine Welt, in der vielleicht nicht alles besser wäre, aber eine, in der die Menschen etwas demütiger, kleinlauter und bescheidener wären, weil sie wieder neu an ernüchternder Selbsterkenntnis gewonnen und dadurch voreiliger und übereifriger Forderungen an andere beraubt worden wären. Dies bedeutete zumindest für diese Welt schon einen riesigen Fortschritt!
Foto von EKATERINA BOLOVTSOVA: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-buro-portrat-professionell-6077961/ /