Wie ist das mit der Liebe zu den Fremden?

veröffentlicht in Sonntagsblog

Du sollst den Fremden lieben wie dich selbst. 3.Mose 19,34

Dies ist ein Vers, der sicherlich gerne in unseren politisch korrekten kirchlich religiösen Kreisen zitiert wird. „Aber geht die Xenophilie, die Fremdenliebe so weit, dass man sich selbst und seine Identität und Kultur verleugnet?“, fragen sich da doch manche? Und dies zu Recht. Denn der Vers enthält einen Komparativ, einen Vergleich: wie dich selbst.
Die Aufforderung zu obigem Handeln erging an das Volk Israel mit der Begründung: Die Fremden in deiner Mitte erinnern dich immer daran, dass auch du ein Fremdling in Ägypten warst. Sie erinnern daran, wie es dir dort ergangen ist, und dass ich dich dort herausgeführt habe und dir ein eigenes Land gegeben habe.


»Und der HERR redete zu Mose: Rede zu der ganzen Gemeinde der Söhne Israel und sage zu ihnen: Ihr sollt heilig sein; denn ich, der HERR, euer Gott, bin heilig.«
3. Mose 19:1+2


Diese Aufforderung steht nicht im luftleeren Raum als universal gültiges Ethos, sondern als eine Anweisung an ein Volk, das seine Existenz dem lebendigen Gott verdankt und in der Abhängigkeit zu diesem Gott leben lernen sollte. In der Hinwendung zu diesem Gott würde seine Identität so klar und definiert sein, dass Fremde unter ihnen keine Gefahr der Überfremdung darstellen würden. Und dieser Gott würde die Sicherheit dieses seines Volkes garantieren, wenn sie in dieser Abhängigkeit lebten.
Es war ein Teil der Ordnung eines „Gottesstaates“; eines Staates in dem Gott der oberste Gesetzgeber, der oberste Richter, der oberste Führer und der oberste Heerführer war, in dem die Menschen beständig den Willen dieses Gottes suchten und taten.
Wir in der westlichen Welt, und in Deutschland im Besonderen, sind fern von einem solchen Zustand und einem solchen Staat. Wir Christen sollten den idealen Gottesstaat nicht mit dem realen weltlichen Staat, der zwar in der Präambel seiner Verfassung noch einen Gottesbezug hat, diesen aber schon lange abgelegt hat, nicht vermischen.
Wenn Paulus schreibt:


»Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus.«
Kolosser 3:11


Dann geht es ihm nicht darum, die Nationalitäten und ihre Kulturen zu negieren, die Grenzen einzuebnen, sondern darum, dass wenn Jemand durch Christus zu einem neuen Menschen gemacht wird, dieser neue Mensch nicht mehr zuerst seiner Ethnie oder Kultur, sondern zuerst seinem Herrn und Erlöser gehört und verpflichtet ist. Und er will damit sagen, dass in Christus und durch Christus jeder Mensch gerettet werden kann, egal welchen Hintergrund er haben mag.
Die Gemeinde wird also zum Ort, an dem die Ethnien und Kulturen aufhören von trennender Bedeutung zu sein - aber eben nur sie.

Foto von Loe Moshkovska: https://www.pexels.com/de-de/foto/weisse-liebe-fuhrte-beschilderung-722245/