Römer 13

veröffentlicht in Monatsbrief

Kaum eine Stelle der Bibel wird in der letzten Zeit mehr zitiert und betrachtet als Römer 13. Und wie soll Römer 13 verstanden werden? Wie sollen wir Christen uns zu den gewaltigen Veränderungen die die Corona-Situation mit sich brachte stellen. Gibt Römer 13 da eine Antwort?

Jede Seele unterwerfe sich den übergeordneten ‹staatlichen› Mächten! Denn es ist keine ‹staatliche› Macht außer von Gott, und die bestehenden sind von Gott verordnet. (Röm 13:1)

Zuerst spricht diese Stelle sicherlich unmittelbar in die Situation der Gemeinde von Rom und den Gemeinden der Zeit der Abfassung. Aber jeder, der den Brief liest, muss auch erkennen dass er nicht zeitgeschichtlich gebunden ist und auch Römer 13 nicht alleine zeitgeschichtlich zu verstehen ist.

Zunächst einmal ist zu bemerken, dass Römer 13 von Autoritäten und Regenten spricht. Wie man in unserem V1 sieht, ist „staatliche“ in Klammern, weil es im griechischen Text nicht steht. Es geht also um gewisse Ordnungen, Regierungen. Regierungen, die nicht durch Wahl oder Übereinkunft sondern in der Regel durch das Schwert an die Macht gekommen sind.

Zu diesen Machthabern sagt Paulus: Sie sind letztlich durch Gott, Seine Zulassung oder auch Seinen Plan an die Stelle gekommen, an der sie sind. Sie sind in der Hand des allmächtigen Gottes. Und das ist für alle, die sich diesen Mächten hilflos ausgeliefert sehen, ein Trost.

Aber es ist auch eine Ermahnung an alle Gläubigen ihr Leben so zu leben, dass sie nicht in Konflikt geraten durch böses Tun.

Nun ist die Frage, was der Maßstab hier ist. Ist Böses tun das, was die Regierenden böse nennen?

Nein, mitnichten! Paulus sagt den Römern in V8, dass sie niemandem etwas schuldig sein sollen als nur zu lieben, und dass das Gebot der Liebe zu tun, das Gesetz (die 10 Gebote, V9) erfüllt. Das Gute tun ist also Gottes Gebote zu halten.

Und wenn wir diese Gebote halten, dann brauchen wir weder ein schlechtes Gewissen zu haben noch uns zu fürchten.

Dennoch gerieten die Christen, früher als ihnen lieb war, in Konflikt mit genau diesem römischen Staat, den Machthabern, denen, die in Autorität waren. Diese verlangten von ihnen, dem Kaiser zu opfern; sie verlangten von ihnen, ihren Glauben zu verleugnen. Ein direkter Konflikt mit dem 1. und 2. Gebot. Das göttliche Gute war das menschliche Böse geworden. Die Christen wurden gehasst und verfolgt.

Jesus selbst hatte seine Jünger unterwiesen:

"Er aber sprach zu ihnen: Gebt daher dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!" (Luk. 20:25)

Was war das, was der Kaiser verlangen konnte? Die Steuern. Das ist es auch, was Paulus den Römern sagt:

"Gebt allen, was ihnen gebührt: die Steuer, dem die Steuer, den Zoll, dem der Zoll, die Furcht, dem die Furcht, die Ehre, dem die Ehre!" Röm. 13:7

Was bedeutet dies nun für uns?

Wir geben also dem Staat die Steuern, den Zoll, die Furcht und die Ehre, jeweils demjenigen dem diese gebührt.

Bedeutet das, dass wir die Regierung also nicht kritisieren sollen? Bedeutet es, dass wir alles unwidersprochen hinnehmen sollen?

Selbst Paulus damals ließ nicht alles mit sich machen: Er bestand darauf, dass er als römischer Bürger behandelt wurde, der besondere Rechte hatte (Apg.22:25ff). Er ließ sich nicht von den Juden aburteilen, obwohl diese auch Autorität hatten, schließlich waren sie die Obersten des jüdischen Volkes und damit auch seine Obersten, sondern berief sich auf den Kaiser (Apg.25:11). Er kannte seine Rechte und er nutzte sie.

Es ist also wichtig für uns zu wissen, was unsere Rechte sind.

Was sind die Rechte der Bundesbürger?

Und welche Rolle spielt die Regierung darin?

Artikel 20 GG

(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. (2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.“

Der Souverän, der Regierende ist also das Volk, du und ich und viele andere wahlberechtigte Bürger.

In Artikel 1 heißt es, dass alle staatliche Gewalt dazu dienen muss, die Würde des Menschen zu schützen.

Staatliche Gewalt ist also nicht Herrschaft, sondern Dienst. Staatliche Gewalt dient dem Souverän, dem Volk.

Wenn man so will, ist das Grundgesetz und dort vor allem die Artikel 1-17 die oberste Autorität, denn darin werden die Rechte des Souveräns beschrieben, dem die staatliche Gewalt dienen soll.

Ja, der Souverän, das Volk, hat nach Artikel 17 das Recht sich durch Petitionen mit „Bitten und Beschwerden“ „an die zuständigen Stellen und an die Volksvertretung zu wenden.“

Wenn Petitionen in der Gemeinde kursieren, dann sind sie ein legitimes Mittel der politischen, bürgerlichen Teilhabe und grundgesetzlich vorgesehen.

Und in Artikel 20 Absatz 4 heißt es sogar:

(„4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung* zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.“

(*gemeint ist die Grundordnung des Grundgesetzes)

Nun ist es natürlich Ermessenssache, wer oder was die Grundordnung bedroht.

Für manchen ist der unverhältnismäßige Entzug der Grundrechte wie die Artikel 2:2 (körperliche Unversehrtheit), Artikel 3 (Gleichheit vor dem Gesetz), Artikel 4:2 (Religionsausübung), Artikel 8:1 (Versammlung), Artikel 11:2 (Freizügigkeit), Artikel 12:2 (Berufswahl / Ausübung), Artikel 13:1 (Wohnung) bedrohlich und sie möchten es nicht unwidersprochen hinnehmen. Sie leisten Widerstand oder praktizieren den zivilen Ungehorsam.

Andere sehen sich dadurch nicht eingeschränkt, weil sie das damit verbundene Ziel der Pandemieeindämmung als höheres Gut erachten.

Auch das ist Ermessenssache.

Wer verhält sich nun richtig?

Beide, denn beide folgen ihrem Gewissen und ihrer Überzeugung, die das Grundgesetz schützt.

Dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, kann eben neben dem Unterworfensein unter die grundgesetzlichen Ordnungen auch das Ausnützen dieser grundgesetzlichen Ordnungen bedeuten. Wer sich für den Erhalt und Einhaltung dieser Ordnungen einsetzt, dient diesen genauso wie der, der sie durchsetzt.

 

Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, 2 für Könige und alle, die in Hoheit sind, …
(2.Tim 2:1+2a)

Fest steht, dass in früheren Jahrhunderten die Menschen ihr Leben dafür gegeben haben, dass obige Grundrechte in Verfassungen Eingang gefunden haben. Wir sollten diese gerade in Zeiten der Krisen nicht so leicht aufgeben. Sie dienen allen und wir sollten gemeinsam für die Aufhebung der Aussetzung dieser Grundrechte beten, damit auch in Zukunft Frieden in unserem Land herrscht.

Nun ist es sehr wahrscheinlich, dass unser Grundgesetz demnächst eine Veränderung erfahren wird. Kinderrechte werden hinein kommen, was dann die Elternrechte aushebelt.

Abtreibung wird zum allgemeinen Menschenrecht (Bemühungen der EU sind wieder im Gange), welches dann dem Grundrecht übergeordnet Geltung haben wird.

 

damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottselig-keit und Ehrbarkeit.

(2.Tim.2:2)

In der Konsequenz werden wir uns in einer Position finden, in der wir auch die Frage stellen müssen: Was ist das, was Gottes ist? Was sind wir Ihm schuldig?

Das biblische Menschen- und Familienbild wird mit den Kinderrechten kollidieren.

Das Recht auf Abtreibung als Menschenrecht wird uns mit dem 6. Gebot „Du sollst nicht töten“ in Konflikt bringen. Wann immer wir eine Frau ermutigen ein Kind auszutragen, verstoßen wir dann gegen dieses Menschenrecht und damit gegen das Grundgesetz.

Covid 19 wird irgendwann Geschichte sein. Der zunehmende Verlust an Einfluss der christlichen Kirchen, nicht zuletzt durch die jüngere moralische Krise und die schon lange anhaltende Glaubenskrise, die die Kirchenflucht befeuern, wird uns Christen immer mehr in eine Außenseiterrolle stellen. Der Bundespräsident entschied z.B., am 500. Jahrestag des denkwürdigen Auftritts Luthers auf dem Reichstag zu Worms einen Nationalen Gedenktag der Coronaopfer einrichten zu müssen. 1

Das bedeutet in der Konsequenz, dass wir immer mehr in einer Gesellschaft leben werden, die uns fremd wird und in der wir Fremdkörper sind. So wie dies bei Daniel, Hananja, Mishael und Asarja ca 600 v.Chr in Babylon war.

Diese Männer mussten lernen, in aller Ehrerbietung den zivilen Ungehorsam zu leben, wollten sie nicht ihren Glauben, Ihre Identität und ihre Beziehung zu Gott zu verlieren.

Sie beugten ihre Knie nicht vor der Kultur noch vor den Göttern oder Götzen noch vor den Machthabern, wenn diese von ihnen etwas verlangten, was gegen ihre Glaubensüberzeugungen ging.

In Dan. 3:17-18 lesen wir:

„Ob unser Gott, dem wir dienen, uns erretten kann - sowohl aus dem brennenden Feuerofen als auch aus deiner Hand, o König, wird er erretten - oder ob nicht: es sei dir kund, o König, daß wir deinen Göttern nicht dienen und uns vor dem goldenen Bild, das du aufgestellt hast, nicht niederwerfen werden.“

Sie taten das, was Petrus in Apostelgeschichte 5 mutig ausspricht:

„Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen.“ (V.29)

Welche goldenen Bilder werden in Zukunft unsere Entscheidung verlangen?

  • Das goldene Bild der LGBTQ-Gesellschaft?
  • Das goldene Bild des verstaatlichten Kindeswohls?
  • Das goldene Bild des (wohlmeinenden) uns in alles hinein überwachenden (und anleitenden) Staates?

Es war für König Darius verlockend ein Herrscher zu sein, an den allein Bitten geäußert werden durften. Es ist heute verlockend der rundumsorgende Staat sein zu können. Dieser Verlockung sind z.B. bis heute die kommunistischen Staaten erlegen.

Nebukadnezars goldenes Bild war ein „Gegenentwurf“ gegen das Bild, das er in seinem Traum sah, das besagte, dass alle Reiche vergänglich sind. Er wollte ein unvergängliches Reich.

Gottes Wort spricht von der Vergänglichkeit dieser Welt. Die Menschheit in ihrer Gottesabkehr will das nicht hören und tut alles um diese vergängliche Welt zu retten. Das gegenwärtige Ignorieren des Sterbens im Alter als zum Leben dazugehörend ist nur ein Ausdruck dieser Haltung.

Gott allein hat Unsterblichkeit und Er hat durch die Auferstehung Jesu Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht und auf Ihn allein wollen wir durch ihn vereint schauen und vertrauen, egal wohin sich unsere Gesellschaft entwickeln mag.

1 08.02.2021 — Der Bedeutungsverlust der Kirchen in Deutschland zeigt sich am Gedenktag für die Corona-Opfer. (https://www.tagesspiegel.de/politik/political-animal-sind-die-kirchen-nicht-gefragt/26895068.html)