"… aber seid getrost …“

veröffentlicht in Monatsbrief

Viele kennen den Vers aus Joh. 16:33. Jesus spricht zu seinen Jüngern von Angst: «In der Welt habt Ihr Angst». Und wenn wir uns umschauen, finden wir genug, was uns Angst einflössen kann.

Da sind vielleicht unsere eigenen Probleme, die uns Angst einflößen können, wie Angst vor Krankheit, Sorge um den Job, Ängste um Ehe und Familie, Sorgen um die Kinder (selbst wenn sie aus dem Haus sind). Darüber hinaus aber sind viele weitere Themen, mit denen wir von aussen schon fast bombardiert werden und die ebenfalls dazu führen können, dass uns Ängste beschleichen. Bis vor Kurzem war es noch Corona, aktuell ist es wohl eher der Krieg in der Ukraine und die Sorge, dass er noch weiter um sich greift. Dann hören wir von der drohenden Klimakatastrophe, erleben die steigende Inflation, hören von der zunehmenden Unsicherheit der Renten und so vieles mehr.

Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
(John 316:33)

Die Liste könnte man noch lange fortsetzen und jedem von Euch fallen sicher auch noch weitere Themen ein, die Ängste in uns aufsteigen lassen. Aber mal im Ernst. Warum haben wir denn diese Ängste? Kommt es nicht daher, dass wir immer wieder merken, dass wir unsere Zukunft nicht in unserer eigenen Hand haben? Wir wünschen uns und unseren Lieben das Gute, aber wir können es nicht machen, nicht sicherstellen. In diese Ängste hinein sagt Jesus diesen Satz «In der Welt habt Ihr Angst.» Es klingt erst mal wie ein Zugeständnis, wie ein «Ist ok, das ist halt so». Gott sei Dank geht der Vers aber weiter. Jesus will uns rausholen aus unseren Ängsten. Mein Grossvater sagte immer zu mir, «Angst ist ein schlechter Berater». Und es stimmt. Angst kann zwar auch ein Schutz vor Übermut sein, aber in den viel häufigeren Fällen ist sie nichts Gutes. Ängste lähmen. Ängste machen uns misstrauisch, fördern unseren Egoismus und Eigennutz, schüren Neid und spalten Beziehungen. Es kann unsere Familien, unsere Teams bei der Arbeit, unsere Hauskreise, uns als Gemeinde auseinandertreiben. Dabei sind wir doch berufen, in Einheit zusammenzustehen, in unseren Ehen und Familien genauso wie als Gemeinde. Wir sind dazu berufen, EIN Leib zu sein.

«… aber seid getrost …». Jesus weiss, was es heisst, Angst zu haben. Erst an Ostern haben wir in der Predigt an Gründonnerstag von Jesu Angst gehört, als es auf sein Leiden und Sterben zuging. Jesus kennt existenzielle Ängste. Und er weiss, dass das zu unserer menschlichen Natur gehört, Angst zu bekommen vor Ungewissem, vor Bedrohung, vor Schmerz, vor Leid. Aber Trost ist etwas, «das im Leid aufrichtet» bzw. «das Leid vermindert, erleichtert» (www.dwds.de). Aber diese Aufforderung Jesu wäre auch nicht viel wert, wenn nicht noch der dritte Teil dieses Satzes wäre: «denn ich habe die Welt überwunden».

Das ist kein schwacher Trost nach dem Motto «Ich bin schon mal vorgegangen und keine Sorge, Ihr kommt ja dann auch bald mal nach.» Nein, es ist ein starker Trost. Jesus hat die Welt nicht vor uns (zeitlich) sondern für uns überwunden. In 1. Joh 5:4 schreibt Johannes, dass alles, was aus Gott geboren ist, die Welt überwindet. Also auch Du und ich, die wir von Jesus gerettet wurden.

Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
(1.Joh. 5:4)

Wir leben noch in der Welt, aber wir sind nicht mehr von der Welt. Wir leben in derselben Welt wie jeder andere Mensch auch, aber wir sind nicht mehr von dieser Welt und ihren Geschehnissen abhängig. Wir sind in Christus, haben unser Bürgerrecht in den Himmeln und können in dem Bewusstsein leben, dass wir einzig und allein von Gott abhängen.

Wir haben in der Corona-Zeit gerade diesbezüglich vieles gelernt und es ist schön, wie wir als Gemeinde in dieser Zeit des Jonglierens rund um einen guten Umgang mit dem Risiko einer uns weitgehend unbekannten Viruserkrankung Zusammenhalt üben und lernen konnten.

Die Frage ist nicht, ob eine ungewisse, unbekannte Gefahr droht oder nicht. Die Frage ist, wie wir auf die Konfrontation mit ihr reagieren. Wenn wir dann anfangen, uns einzuigeln und selbst abzusichern, leben wir an Gottes Berufung vorbei. Denn das passiert immer auf Kosten anderer. Ja schlimmer noch. Es ist Götzendienst, denn wir verlassen uns nicht mehr auf Gottes Treue und Versorgung sondern auf uns selbst, unser Konto, unsere Familie, unser irgendwas.

Wer ist es aber, der die Welt überwindet, wenn nicht, der da glaubt, dass Jesus Gottes Sohn ist?
(1.Joh. 5:5)

Krisen wie die Coronakrise werden wir noch viele erleben und sie werden zunehmen und uns persönlich auch immer näher betreffen. Bisher waren wir Mitteleuropäer ja lange Jahre weitgehend verschont geblieben.

Wir werden Bedrohung, Gefahren, Anfeindungen, vielleicht auch materielle Not und Einschränkung erleben. Aber Angst darf nie zum Antrieb unseres Handelns werden. Vielmehr dürfen wir uns auf Gott stützen, der uns sagt «Ich habe die Welt überwunden» und uns damit zusagt «und Du hast sie mit mir überwunden».

Das ist «Gute Nachricht». Gründe für Sorgen und Ängste wird es immer geben. Aber wir dürfen von diesen weg und statt auf uns auf unseren Erlöser schauen. Und wir dürfen uns dabei gegenseitig helfen. Auch hierin brauchen wir einander. Und die Welt um uns herum braucht uns genauso. Sie braucht uns als Botschafter dieser guten Nachricht und als sichtbares und glaubwürdiges Zeugnis, dass es in Christus echte Freiheit gibt – auch von Angst.

An Ostern haben wir die Befreiung von der Macht von Sünde und Tod gefeiert. An Pfingsten werden wir feiern, dass Gottes Geschichte weitergeht und Gott seine Kinder mit seinem Heiligen Geist ausstattet und befähigt «bis an die Enden der Welt» diese Botschafter der Erlösung und Freiheit in Christus zu sein.

Statt wie das Kaninchen vor der Schlange wie gelähmt und erstarrt zu kauern, dürfen wir als Überwinder über die Schlange, welcher Christus bereits den Kopf zertreten hat, hinweggehen und der Welt davon berichten, dass die «alte Schlange», der Teufel besiegt ist und damit auch seine Werkzeuge uns nicht mehr beeindrucken müssen.