Umgang mit Schuld
veröffentlicht in Sonntagsblog
Josef sprach zu seinen Brüdern: Zankt nicht auf dem Wege! 1.Mose 45,24
Das sagt der zweitjüngste von 12 Brüdern! Warum sagt er ihnen das?
Sie sind auf dem Weg zurück zu ihrem Vater, dem sie beibringen müssen, dass sein Sohn Joseph noch lebt. Sie hatten ihm ja erzählt, dass er von einem wilden Tier zerrissen worden war, sie hatten ihren Vater übelst belogen und betrogen. Und nun war er ihnen als der Wesir von Ägypten, als der Stellvertreter des Pharaos gegenüber getreten und hatte sich ihnen zu erkennen gegeben.
Das und die Konsequenzen ihres Tuns vor vielen Jahren mussten sie verdauen und sich ihrer jeweiligen Schuld stellen. Da war von den 10 damals beteiligten Brüdern keiner ohne Schuld, und deshalb ermahnt sie Joseph, sich nicht zu streiten und einander die Schuld zu geben. Alle hatten sie mitgemacht, alle mussten sich ihrer eigenen Schuld stellen.
„Und vergib uns unsere Schuld,“
(Matt.6:12a)
Wenn wir, jeder Mensch, sich seiner eigenen Schuld stellen würde, wäre in unserer Welt viel gewonnen. Wir würden uns an unserer eigenen Nase fassen, wir würden mit uns selbst genug zu tun haben und nicht mit Fingern auf andere zeigen.
Wir müssten uns selbst demütigen und könnten nicht arrogant über andere herfallen und ihnen ihr Versagen vorhalten, während wir unseres umso mehr entschuldigen würden.
Manche Ehe würde davon profitieren, wenn die Partner bei sich selbst für das Nichtfunktionieren der Beziehung die Schuld suchen würden. Denn dann würden wir erkennen, dass wir nicht so gut und so vollkommen sind, wie wir das gerne glauben möchten. Als Christen sollten wir es da leichter haben, da wir doch nur solche werden können, wenn wir unsere eigene Sünde und Erlösungsbedürftigkeit erkannt haben und Jesus als unser Schuldopfer für uns angenommen haben.
Daher schreibt Paulus der Gemeinde in Kolossä: „Ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!“ (Kolosser 3,13)
„..wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“
(Matt.6:12b)
Die Kolosser wie auch wir heutigen Christen sollten wissen, dass wir von Gott, dem Vater, in unserem Zustand ertragen werden, und wir ebenso andere ertragen lernen müssen. Und dass Gott, der Vater, uns vergeben hat und immer wieder vergibt, weil Jesu Opfer vollumfänglich ausreichend ist für alle unsere Schuld. Aber eben deshalb sollen auch wir einander vergeben, wenn wir wirklich die Vergebung verstanden und in Anspruch genommen haben.
Nirgends wird deutlicher sichtbar, ob wir wirklich Christen sind, als da, wo wir wirklich anderen Menschen Vergebung gegenüber praktizieren. Bist du ein wirklicher Christ?
Foto von Ron Lach : https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-jacke-stehen-schwarzes-haar-10473519/