Der Fremdling
veröffentlicht in Sonntagsblog
Der HERR behütet die Fremdlinge und erhält Waisen und Witwen. Psalm 146,9 Vergesst die Gastfreundschaft nicht. Denn auf diese Weise haben manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen. Hebräer 13,2
Der „GER“ wie der Fremdling in diesem Vers bezeichnet wird, ist ein 1) „Aufenthaltsberechtigter“, ein „vorübergehender Bewohner“, „ein Neuankömmling, der keine ererbten Rechte hat“, ein „Ausländern in Israel, denen jedoch Rechte zugestanden werden“. Nun werden manche von uns, wenn wir das lesen, erst mal stark schlucken. Wenn das stimmt, dann haben wir noch manches zu tun. Und das stimmt. Wir haben manches zu tun, um mit unserem Gott synchron zu sein.
Aber leider ist es wie so oft. Gerne werden bei solchen Versen die Nachsätze weggelassen, weil sie unbequem sind. Der Nachsatz hier ist: „… aber er krümmt den Weg der Gottlosen.“
Der Fremdling genießt den Schutz des HERRN solange er sich an „Gesetz und Ordnung in Israel“ hält. Wenn er sich gegen die Ordnungen Gottes auflehnt, dann wird Gott eben den Schutzstatus dieses Fremdlings aufheben.
D.h. wir sind nicht verpflichtet unter allen Umständen den Schutzsuchenden Schutz zu bieten. Wenn sie den Schutz und Schutzstatus missbrauchen, verlieren sie das Recht, sie handeln gottlos.
Aber dazu muss ein Volk auch eine für alle klare, verständliche und für alle gleiche Rechtsprechung haben. Wenn der Schutzsuchende eine Sonderbehandlung erfährt, wie soll er da wissen, dass es Gesetze gibt, die für alle gelten.
In Israel mussten sich die Fremdlinge an die Gesetze des Mose halten. Sie waren nicht gezwungen den Gott Israels anzubeten, denn da macht die Heilige Schrift den Unterschied. In die Versammlung des Volkes Israels durfte nur einer kommen, der den Glauben aus freien Stücken teilte und sich durch diesen Glauben und die damit verbundenen Verpflichtungen zum Volk zählte.
Aber was die öffentliche Ordnung anging galt für alle dasselbe Recht.
Der Fremdling in unserem Text steht im Kontext der Witwen und Weisen, also der wirklich Hilfsbedürftigen. Er steht in diesem Kontext weil in den Anfängen von Israel, die Stammväter ebenso Fremdlinge waren, Menschen die keine Heimat mehr hatten, weil sie diese auf Geheiß des lebendigen Gottes verlassen hatten. Sie waren angewiesen auf den „Good Will“ der sie duldenden Lokalen Herrscher wie die Philisterkönige oder danach die Pharaonen in Ägypten.
Weil die Israeliten selbst Fremdlinge waren und unter der Sklavenherrschaft der Ägypter gelitten hatten, deshalb sollen sie den Fremdling nicht bedrücken, d.h. ihm die allgemeinen Bürgerrechte nicht entziehen, wenn er sich an Recht und Ordnung hält.
Die Herausforderung ist die, wie in der vorherigen Kolumne dargestellt, sich nicht von den Göttern der Fremdlinge vom lebendigen Gott abziehen zu lassen. Die Geschichte der Israeliten in Ägypten, die Gefahr die sie für die Ägypter wurden, zeigt dort wie in der ganzen Geschichte, wie schnell es passieren kann, dass die eigene Kultur und Religion, durch die Gäste bedroht sind.
Wer das nicht sehen will, ist gezwungen, die Fehler der untergegangenen Reiche und Kulturen zu wiederholen und selbst ihr Opfer zu werden.
Wir als Christen wissen, dass wir hier keine bleibende Stadt haben, dass wir letztlich überall Fremdlinge sind, denn unser Bürgerrecht ist im Himmel, ja unsere eigentliche Existenz ist schon im Himmel. Wir leben zwar noch hier, arbeiten hier, verdienen unseren Lebensunterhalt hier. Aber eigentlich sind wir Bürger des Himmels und werden dort hin gehen, wenn unsere Zeit hier um ist.
Das, so sagt der Hebräerbrief, war auch die Perspektive Abrahams, und deshalb ließ er sich letztlich auch nicht fest nieder in Kanaan.
Wir selbst erleben, dass man uns beäugt und hinterfragt: „Was wollen diese Christen? Wollen die einen Gottesstaat hier auf Erden, wollen die alle Christianisieren, vielleicht sogar mit Zwang, wie das in der Vergangenheit zuweilen vorkam?“
Biblisch geprägte Christen sind weit weg davon, dies zu wollen. Sie wissen, dass Gottes Reich nicht von dieser Welt ist und auch nicht in dieser Welt seine Vollendung und Erfüllung findet. Aber so lange wir hier sind wollen wir nach den Maßstäben des Reiches leben und dazu gehört, dass wir, wenn wir können, auch den Schwachen und Hilflosen helfen.
Foto von lalesh aldarwish: https://www.pexels.com/de-de/foto/die-hand-des-mannes-im-flachen-fokus-und-in-der-graustufenfotografie-167964/