Der abhängige Gott

veröffentlicht in Sonntagsblog

Himmel und Erde sind dein, du hast gegründet den Erdkreis und was darinnen ist. Nord und Süd hast du geschaffen. Psalm 89,12-13 Es ist alles durch Christus und zu ihm geschaffen. Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm. Kolosser 1,16-17

Kaum jemand hatte bis zum Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki eine Vorstellung von der Energie, die durch Kernspaltung freigesetzt wird. In 64 kg spaltbarem Material war die Sprengkraft von 13 Kilotonnen (!) TNT enthalten, die sich über Hiroshima entfaltete.

Das sind Dimensionen, die sich der normale Mensch nicht vorstellen kann.

Denn er sprach, und es geschah; er gebot, und es stand da.“
(Ps 33:9)

Genauso können wir uns heute nicht vorstellen, dass ein Wesen das Universum und alles, was darin existiert, erschaffen haben könnte. (Wir sind aber bereit zu glauben, dass aus dem Nichts, durch viel Zeit und viel Zufall sich all das von selbst entwickelt hat.) Unser Kolossertext sagt, dass dieses Wesen, das das geschafft hat, Jesus Christus heißt. Ein Wesen, das vor allem Geschaffenen existierte, und zwar als Christus, als Gesalbter, als der von Gott designierte Erlöser der Menschen.

Jesus Christus wurde nicht der Christus, als Er auf die Erde kam. Er wurde nicht von einem unpersönlichen Wort zu einer Person. Nein, Er war vor allem schon immer da und eins mit Gott, dem Vater und dem Heiligen Geist. Jesus Christus, über den sich die Römer schlapp gelacht und die Zuschauer bei der Kreuzigung gelästert haben, hat durch die unerschöpfliche Dynamis Seines Wortes die Welt und alles in ihr geschaffen und erhält sie bis zum heutigen Tag.

Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“
(Kol. 2:9)

Um die Hiroshimabombe „Little Boy“ nicht schon versehentlich beim Start zu zünden, wurde sie erst, als das Flugzeug schon in der Luft und weit weg vom Stützpunkt war, mit dem Zündmaterial und den scharfen Zündern versehen.

Es ist gut, dass Jesus Christus zu keiner Zeit Seines Erdenlebens negative menschliche Reaktionen zugelassen und die Beherrschung verloren hat. Denn in Ihm wohnte immer noch die Fülle der Gottheit leibhaftig.

Diese Fülle setzte Er ausschließlich zu unserem Guten ein und lebte immer in der bewußt gewählten Abhängigkeit von Seinem Vater und damit einer Selbstbeschränkung, die missverstanden werden kann. So kam es zu dem Verständnis, dass Jesus nur ein Mensch mit „Gottesbewusstsein“ war. Aber das stimmt nicht! Jesus hätte zu jeder Zeit die göttlichen Attribute einsetzen können. Er tat es nicht, weil Er im Gehorsam, in der Unterordnung, in den Grenzen, die Ihm Seine menschliche Natur aufzeigte, den Willen des Vaters leben wollte. Darin bestand Seine Selbstentäusserung, Sein freiwilliger Verzicht auf die Ausübung der göttlichen Attribute. Er lebte uns als ungefallenes Wesen vor, wie Adam hätte leben können. Und Er trug die Strafe Adams und unsere, damit wir wieder in den Stand Adams kommen können.

 

 

Foto von Kaique Rocha: https://www.pexels.com/de-de/foto/personenhand-und-halbmond-447329